Berhard Kirsten im Weinhang Food Fellas

Schlossgut Liebieg / Kirsten hat Großes vor. Von ihren Plänen erzählen die Winzer im Food Fellas Interview

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2020 wird ein wichtiges, besonderes und ereignisreiches Jahr für Inge von Geldern, Bernhard Kirsten und Andreas Kreuter. Denn aus Kirsten wird Liebieg – der Umbau und Umzug ins Schloss Liebieg nach Kobern-Gondorf soll Ende des Jahres fertig gestellt sein. Die Pläne für das neue Weingut klingen ebenso ambitioniert wie vielversprechend.

Über den Umzug ins Schloss Liebieg (die Verkaufsstätte in Klüsserath bleibt bestehen), die Weine an den Steilhängen der Mosel, die Entwicklung des Deutschen Weinmarktes und über die nachhaltige Anbauweise der leidenschaftlichen Winzer haben wir mit Inge von Geldern und Bernhard Kirsten gesprochen.

Schlossgut Liebieg / Kirsten: Food Fellas Interview mit Inge von Geldern und Bernhard Kirsten

Schlossgut Liebieg Inge von Geldern und Bernhard Kirsten im Weinberg
Foto (c) Markus Bassler

Food Fellas: Ihr habt Euer Weingut um einige Lagen in Winningen und in der Lage Trittenheimer Apotheke erweitert und werdet mit Schloss Liebieg nicht nur Weingut, sondern auch Gastgeber mit Restaurant und Hotel sein. Wie ist der Fahrplan, ab wann kann man bei Euch essen, trinken und übernachten – und: Kann bei so einem Projekt überhaupt alles nach Plan laufen?

Schlossgut Liebieg: Ja, wir haben im letzten Jahr fantastische Weinberge in Winningen dazubekommen – eine faszinierende Parzelle im Winninger Hamm, einen Terrassenweingarten, der sich von der Strasse bis hoch fast auf die Kuppe erstreckt; einen Weinberg im Brückstück, der eine ganz besondere Ausrichtung hat und ganz besonderen Boden – und im Domgarten, in dem wir 2019 hervorragende Trauben ernten durften. 2019 kam auch in Piesport unser Goldtröpfchen dazu – und seit 2018 bewirtschaften wir schon in Trittenheim direkt hinterm Bahnhof einen vor über 100 Jahren gepflanzten Weingarten in der Apotheke.

Der Fahrplan für das Schloss lautet ganz grob: ab November hoffen wir, die ersten Gäste im Schloss bewirten zu dürfen, für die Kellerei erwarten wir eine Bauzeit von zwei Jahren. Wir werden den ersten Jahrgang dort 2021 keltern und ausbauen.

Und nein, nach Plan kann so ein Ausnahmeprojekt nicht laufen, im letzten Jahr sind uns archäologische Funde dazwischengekommen, es wurde nicht nur ein christlicher Friedhof aus römischer Zeit, sondern auch ein römisches Bad, das zu einer Villa gehört, gefunden. Aber alles ist archiviert und vermessen, wir dürfen nun weitermachen.

Food Fellas: Andreas Kreuter ergänzt Euer Weingut als perfekter Partner mit wirtschaftlichem und vertrieblichen Know-how – wie habt Ihr Euch gefunden?

Schlossgut Liebieg: Andreas ist Weinenthusiast und machte während seines Betriebswirtschaftsstudiums ein Praktikum in einem Weinbaubetrieb, später arbeitete er in einem Champagnerhaus. Er war sozusagen zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als er sich entschied, ein passendes Weingut zu suchen und zu kaufen.

Schlossgut Liebieg Weingut Nahaufnahme Detail
Foto (c) Chris Marmann

Food Fellas: Die Historie des Schlossgut Liebieg geht bis ins frühe Mittelalter zurück und hat eine bewegte Geschichte. Was macht das mit einem? Fühlt es sich an, als würdet Ihr in die Geschichte des Schlosses eingewebt? Oder seht Ihr es eher als Zäsur, mit der alles anders wird?

Schlossgut Liebieg: 

Oh es fühlt sich definitiv so an, als würden wir in die Geschichte eingewebt, als würden die Fäden zusammenlaufen und die Story weitererzählt. Das Schloss war schon einmal Weingut und hat in seiner langen Geschichte einiges erlebt – wir verhelfen ihm zu neuer Blüte.

 

Food Fellas: Das Jahr 2019 hat bundesweit sehr gute Qualitäten hervorgebracht bei geringeren Erntemengen. Was ist das konkrete Resultat bei Euren Weinen?

Schlossgut Liebieg: Der heiße Sommer 2019 hat seine Spuren hinterlassen, wir mussten viele Sonnenbrandtrauben im Vorfeld aussortieren und raus schneiden. Das war nicht gut für die Erntemenge, kam aber der Traubenqualität zugute.

Es wird aus 2019 konzentrierte, fruchtbetonte Weine geben.

Klüsserather Bruderschaft Weingut
Foto (c) Chris Marmann

Food Fellas: Man hörte über 2019 außerdem, dass es das Durchbruchsjahr für deutschen Winzersekt war und sich die Qualität noch einmal gesteigert hat. Das Weingut Kirsten ist schon lange bekannt für herausragende Sekte. Ist die Konkurrenz gestiegen oder profitiert Ihr generell von dieser Aussage?

Schlossgut Liebieg: Wir sind seit 1990 im Sektgeschäft und haben hier auch einen Schwerpunkt gelegt.

Unsere Palette im Sektbereich wollen wir definitiv ausweiten, dazu kommen auch neue Rebsorten wie Chardonnay und Weiß-/ Spätburgunder, die wir in den letzten Jahren gepflanzt haben. Die Welle unterstützt uns und ermutigt uns in unserem Streben nach Qualitätssekten.

Riesling Sekt Schlossgut Liebieg / Kirsten Food Fellas
Foto (c) Chris Marmann

Food Fellas: Die Weinlese war auch wegen der extrem hohen Temperaturen sehr gut, teilweise gab es aber auch – wie Ihr bereits erwähnt habt – Sonnenbrandschäden.

Was bedeutet der Klimawandel für Euch? Bereitet Ihr Euch auf kommende Veränderungen vor?

Schlossgut Liebieg: Tatsächlich haben wir in den letzten drei Jahren die Überlegung angestellt, uns mit dem Thema Rotwein zu beschäftigen: was aus Spaß geplant war (Cabernet Sauvignon), wird tatsächlich zum seriösen Projekt.

Food Fellas: Eure Lagen an der Mosel sind Steillagen, die weitgehend nicht mechanisch bearbeitet werden können. Eure Weine sind preislich aber absolut konkurrenzfähig. Wie geht das?

Bernhard Kirsten Portrait
Foto (c) Markus Bassler

Schlossgut Liebieg: Leider ist das Preisniveau an der Mosel nicht den Qualitäten und dem anfallenden Arbeitsaufwand angemessen.

 

Food Fellas: Ihr engagiert Euch schon länger in der nachhaltigen Weinwirtschaft, Kirsten-/Liebieg-Weine besitzen das Siegel „Fair and Green“. Was heißt das in der täglichen Arbeit?

Schlossgut Liebieg: Wir waren 10 Jahre lang ein öko-zertifiziertes Weingut, bis wir uns 2018 entschieden haben, einen anderen Weg einzuschlagen.

Nachhaltigkeit ist die Fortsetzung von Bio, ohne einspurig zu sein. Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, dass wir mit unseren Weinbergen pfleglich umgehen, sondern auch mit unseren Mitarbeitern. Hier gehören Fort- und Weiterbildungen dazu, Einbindung von Saisonarbeitskräften und feste Verträge.

Bernhard Kirsten im Weinberg bei der Arbeit / Food Fellas
Foto (c) Markus Bassler

Wir rechnen Jahr für Jahr unseren CO2-Footprint aus und versuchen, Emissionen zu vermeiden. Ab 2020 haben wir uns verpflichtet, kein Plastik mehr in die Weinberge zu bringen, das ist ein grosser Schritt, denn alles Altplastik muss auch eingesammelt werden. Wie gelangt überhaupt Plastik in unsere Weinberge? Kunstbast, plastikumwickelter Draht, Bindeschlauch, alltägliche Dinge, die im Alltag kaum wahrgenommen werden.

Food Fellas: Kann man guten Wein im Supermarkt kaufen? Können wir eine Lanze brechen, damit mehr private Menschen direkt beim Winzer kaufen: Wie testet man sich am besten ran, wenn man kein Weinkenner ist? Kann man bei Euch auch anrufen und sagen, packt mir mal ein Probierpaket für x Euro zusammen?

Schlossgut Liebieg: Die Bestellungen über Telefon, E-Mail, Internet sind selbstverständlich, auch Probepakete sind natürlich möglich. Orientierung durch die Fachpresse (Eichelmann) ist auf jeden Fall hilfreich. Ansonsten gilt: Probieren geht über studieren!

Food Fellas: Last but not least… Den besten Wein, den Ihr in Eurem Leben getrunken habt, war?

Schlossgut Liebieg: Es ist schwer, den besten Wein zu bezeichnen, da es immer wieder tolle Momente mit klasse Weinen gibt.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!

Website des Schlossguts Liebieg / Kirsten

Schlossgut Liebieg GmbH
Römerstraße 52
56330 Kobern-Gondorf
Tel.: 0260-797 487 70
Mail: info@schlossgut-liebieg.de

Beratung und Verkauf
An der alten Salmbrücke
54340 Klüsserath
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Fax.: 06507-991 13


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